Kurzzusammenfassung:
In diesem Lehr-Lern-Arrangement geht es darum, dass Studierende ihre Erkenntnisse auf dem Gebiet des abstrakten Schreibens ausweiten. Dies soll mithilfe des C*labs funktionieren. Bei C*lab handelt es sich um einen Kurs, der dem Prinzip des Writing Across the Curriculum (WAC) folgt. Der Kurs wird parallel zu einer Vorlesung zum Erlernen der Programmierung in C organisiert und richtet sich an Studierende des ersten Semesters. Die Studierenden reflektieren hier nicht nur über die Programmiersprache C und ihre Prinzipien und nicht nur über das Schreiben als Selbstzweck, sondern sie lernen auch, technische Gedanken und Ideen mit Hilfe didaktischer Methoden auszudrücken. Des Weiteren werden grundlegende LaTex Konzepte zum Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit besprochen und angewendet.
Ziele:
- Aufbau und Verbesserung eines Gespürs für die deutsche Sprache
- Verbesserung der verbalen Ausdrucksfähigkeit und Schreibkompetenz
- Schaffung eines Bewusstseins für verschiedenen Textarten, die in der Elektro- und Informationstechnik verwendet werden
- Befähigung jedes Studierenden, einen Konferenzbeitrag unter Verwendung einer IEEE-Vorlage zu verfassen
- Verwendung und Verständnis von LaTex und seiner grundlegenden Konzepte für das Schreiben und Setzen von Texten in technischen Zusammenhängen
- Verbesserung der Fähigkeit, komplexe Begriffe aus der Programmierung auszudrücken
- Frühzeitige Aneignung folgender Kernkompetenzen: Recherche, Datei- und Literaturverwaltung, Zeitmanagement im Rahmen der Textproduktion.
- Befähigung zur Nutzung der wichtigsten Technologien (z. B. Literaturdatenbank-Systeme wie Citavi, BibTeX, Mendeley) im Rahmen von Textprojekten
- Umgang mit und Ausdruck von direktem und präzisem Feedback
- Integration der Inhalte der Vorlesung zu Programmierung in C in textbasiertes Denken
Didaktische Funktion(en):
- Wissenserwerb
- Beurteilung & Reflexion
Hintergrund / didaktisch-methodische Einordnung:
Schreiben ist ein dynamischer Prozess, welcher viel mit gutem Zuhören gemeinsam hat. Man benötigt laut Sennett (2008) hierfür viele verschiedene Kompetenzen. Schreiben ist mehr als das Erstellen eines Textes. Diese Technik erfordert die Bereitschaft zur Selbstreflexion und die Bereitschaft, in einen echten Dialog mit sich selbst und dem Thema, über das man schreibt, zu treten. Daher sind Ehrlichkeit, Klarheit und die Bereitschaft zu einer kritischen inneren (und später äußeren) Auseinandersetzung ein echtes Bedürfnis. Anders könnte Qualität in der Wissenschaft nicht entstehen (Kampmann & Mottok (2018)).
Writing Across the Curriculum (WAC) und Writing In the Discipline (WID) sind heute die Hauptprinzipien für erfolgreiche schreibdidaktische Angebote an Universitäten (Kampmann & Mottok (2019)). Die WAC-Prinzipien wurden etwa in den 1970er Jahren entwickelt (Bazerman et al. (2005)). Die WAC-Bewegung hat versucht, das Schreiben über den gesamten Studienverlauf in den Lehrplan zu integrieren. Schreiben sollte ein Instrument des Lernens sein. In den 1980er Jahren wurde das WAC-Prinzip durch die WID erweitert, basierend auf der Erkenntnis, dass jeder Fachbereich eine eigene Domäne ist, nicht nur in Bezug auf die fachlichen Inhalte, sondern auch auf die Fachsprachen (Kampmann & Mottok (2019)).
Der Kurs C*lab (Kampmann & Mottok (2018)) bedeutet mehr als das Unterrichten von LaTex oder die Vertiefung von Programmierkenntnissen und stützt sich dabei auf die Prinzipien des WID. Die Praxis des wissenschaftlichen Schreibens benötigt bereits zu Beginn des Studiums eine gemeinsame Basis von Grundkonzepten des Schreibens, die in der Schule nicht gelehrt werden. Dazu gehört mehr als zu wissen, wie eine sinnvolle Struktur einer Arbeit aufgebaut ist, zum Beispiel die richtige Ansprache von akademischen Personen und das richtige Vokabular, oder die Recherche und Beurteilung von relevanten Informationen.
Die Haupttheorie hinter dem C*lab ist der konstruktivistische Ansatz, dass neue Informationen nur dann zu gelernten Inhalten und Wissen sublimiert werden können, wenn sie mit bereits vorhandenem und verfügbarem Wissen verbunden werden können (Reich (2008)). Im Einzelnen orientiert sich C*lab abstrakt an den Prinzipien zur Anleitung des Denkens und Schreibens in disziplinären Kursen (Bazermann und Kollegen (2005)) basierend auf dem Prinzip des Writing Across the Curriculum (WAC). Der wichtigste Unterschied zu vielen akademischen Schreibangeboten und -kursen ist der freiwillige Charakter dieses Kurses (Kampmann & Mottok (2018)).
Sozialform(en):
Einzelarbeit & Gruppenarbeit
Anzahl der Lernenden:
Max. 25 Teilnehmer (bei einem Lehrenden)
Voraussetzungen und Ressourcen
Voraussetzungen:
- Beherrschung der Sprache Deutsch
- Professioneller Autor, welcher als Trainer fungiert
- Die Dozierenden sollten eine offene Grundhaltung gegenüber einer aktivierenden Lehre mitbringen, sowie die Bereitschaft, die eigene Vorgehensweise im Beantwortungsprozess und im Umgang mit den Studierenden zu reflektieren, um eine Entwicklung der aktivierenden Lehre im SE umsetzen und weiterentwickeln zu können.
- Die Lernenden sollten ebenso wie die Dozierenden eher aufgeschlossen dem Lernarrangement gegenüber sein.
Ausstattung & Medien:
- PC mit Latex
- Microsoft Word/Libre Office o.ä.
- Online Lernplattform, z.B. moodle
Der Kurs begleitet über das Semester hinweg eine einleitende Vorlesung zur Programmierung in C (zweimal wöchentlich, jeweils 90 Minuten Vorlesungsdauer) in insgesamt elf Einheiten mit jeweils 90 Minuten. Die Struktur des C*lab ist dabei angepasst an die Struktur der Vorlesung und fokussiert drei Hauptthemen:
- Die Programmiersprache C
- Das Softwarepaket LaTeX und dessen Textsatzsystem TeX: Grundlegende Dokumentstrukturen, mathematische Formeln, Tabellenarbeiten und Bibliographien mit BibTeX
- Das Schreiben verschiedener Textarten, die das Software-Engineering und das Publizieren betreffen (z. B. das Vorbereiten eines Papers mit dem IEEE bare conf.tex-template).
Am Ende des C*lab sollen die Studierenden in der Lage sein, selbständig ein wissenschaftliches Paper erstellen zu können. Der Kurs orientiert sich dabei an folgenden Eckpunkten:
- Einleitende Fragen und Reflexion zur Bedeutung von Programmieren und Algorithmen sowie der Definition von Informatik
- Steigender Fokus über das Semester hinweg auf das Thema der Programmiersprache C, der Rolle von Programmierern, speziellen Tools und fachlichem Vokabular
- Parallel zu den fachlichen Inhalten:
- Einführung in die Erstellung von Texten und Arbeiten mit LaTex, sowie dessen Installation und Konfiguration
- Einführung in das Zitieren in wissenschaftlichen Arbeiten und das Konzept wissenschaftlicher Publikationen
- Einführung in Editierprozesse
- Recherche und Lesen von wissenschaftlichen Publikationen
- Steigerung des Schwierigkeitsgrades von Einheit zu Einheit
- Studenten schreiben eigenständige Texte, welche Korrektur gelesen werden
Während der Einheiten werden regelmäßig praktische Schreibübungen durchgeführt. Die Texte der Studierenden werden teils innerhalb der Einheiten, teils zwischen den Einheiten durch den Dozierenden gelesen und die Studierenden erhalten anschließend Feedback. Zusätzlich werden weitere Lehrmethoden eingesetzt und auch in Kombination verwendet wie bspw. Ex Cathedra, Advocatus diaboli, Gedankensprint, Fokussprint, Gruppenpuzzle, Gedankenlandkarte, Briefmethode, Coming from Mars, Schreibbiografie sowie Gruppenarbeit.
Hinweise zur Vorbereitung:
- Erstellen der Kursstruktur basierend auf der Struktur der begleitenden Vorlesung (mit Anpassung der Termine über das Semester hinweg)
- Erstellen der Aufgaben zu den jeweiligen Schreibübungen in den Einheiten
Hinweise zur Nachbereitung:
- Review der Studierendentexte sowie Vorbereiten des Feedbacks
Hinweise zur Dauer:
- Gesamtdauer: 1 Semester
- 90 min/Einheit
Vorteile und Stärken:
Das erlernte Wissen und die Schreibkompetenz lassen sich im weiteren Verlauf des Studiums und interdisziplinär anwenden.
Grenzen und Schwächen:
- Großer Zeitaufwand bei der Nachbereitung, durch Korrekturaufwand der Texte.
- Eventuell hoher Planungsaufwand je nach Fortschritt der begleitenden Vorlesung
Sonstige Hinweise:
Der Kurs ist speziell für Studierende der ersten Semester geeignet.
Literatur und weiterführende Hinweise
Bazerman C., Little J. , Bethel L., Chavkin T., Fouquette D., und Garufis J. (2005): Reference Guide to Writing Across the Curriculum, West Lafayette, Indiana: Parlor Press.
M. Kampmann, J. Mottok (2018). A ‘laboratory’ as an approach to foster writing skills at software engineering studies learning software engineering is easier when writing courses are directly applied to lecture’s content and the problems and examples enrolled in. In: Proc. 9th IEEE Global Engineering Education Conference (EDUCON 2018), Santa Cruz de Teneriffe, Spain.
Sennett, R. (2008): Together. The Rituals, Pleasures and Politics of Cooperation,London, England in Penguin Books, 2013 Weinheim, Basel: Beltz.
Reich, K. (2008): Konstruktivistische Didaktik. Das Lehr- und Studienbuch mit Online-Methodenpool, Weinheim, Basel: Beltz, 2008